Im Haus des Schwiegervaters


Im Haus des Schwiegervaters

Nach seiner Heirat lebte Rabbi Baruch im Haus seines Schwiegervaters. Dessen beide andern Schwiegersöhne, die gelehrte Männer waren, beklagten sich, daß Baruch sich anders benehme als sie und alle Welt: wenn sie über den Büchern saßen, schlief er, und wenn er wach war, trieb er allerhand törichte Spiele. Endlich entschloß sich der Schwiegervater, mit allen dreien zu jenem Weisen Meister zu fahren, der auch Richter und Lehrer war, um ihm die Sache vorzulegen. Auf der Fahrt setzten sie Baruch neben den Kutscher. Als sie jedoch in der Ortschaft ins Haus des Meisters treten wollten, wurde nur Baruch eingelassen, die andern mußten draußen warten, bis man sie später ebenso vor das Angesicht des alten Weisen lud. Er sprach zu ihnen: „Baruchel führt sich sehr gut, und was euch eitles Spiel dünkt, ist auf hohe Dinge gerichtet und wirkt hohes Werk“ Als sie heimfuhren, gaben sie Baruch den besten Sitz.

 
Der Einhalt

Es wird erzählt: Der Meister Baalschem fuhr mit seiner Tochter Odel und Rabbi Zwi dem Schreiber nach Erez Israel, um die Erlösung zu bereiten. Aber vom Himmel her behinderte man seine Reise. Auf dem Weg von Stambul nach Erez Israel hielt das Schiff an einer unbekannten Insel. Sie gingen an Land; aber als sie zum Schiff zurück wollten, verirrten sie sich und fielen in die Hände von Räubern. Rabbi Zwi sprach zum Baalschem: „Warum schweigt Ihr? Tut doch, wie Ihr gewohnt seid zu tun, damit wir frei werden.“ Aber der Baalschem antwortete ihm: „Ich weiß jetzt gar nichts mehr, alles ist von mir genommen. Besinne dich doch auf etwas von alldem, was du von mir gelernt hast, und erinnere mich daran.“ Rabbi Zwi sprach: „Auch ich weiß gar nichts mehr. Das einzige, das mir noch im Gedächtnis haftet, ist das Alphabet.“ „Was zögerst du“, rief der Baalschem, „sag es mir vor!“ Da sagte ihm der Schreiber die Buchstaben vor, und der Baalschem sagte sie ihm mit jener mächtigen Begeisterung nach, mit der er zu beten pflegte. Eine Glocke ertönte, ein alter Kapitän kam mit einer Schar Soldaten und befreite sie, ohne ein Wort zu reden. Er nahm sie auf sein Schiff und brachte sie nach Stambul zurück, ohne das er oder einer seiner Leute ein Wort redeten. Als sie – es war der siebente Tag des Passahfestes – an Land gingen, war das Schiff und seine Mannschaft verschwunden.